Thomas80

Member
Hallo Aquarienfreunde!

Neulich durfte ich in einem Aquariengeschäft hinter die Kulissen einer großen Fischverkaufsanlage blicken. Besonders interessierte mich dabei die Filtertechnik der wie üblich stark besetzten bzw. überbesetzten Verkaufsbecken. Doch zu meiner Überraschung wurde auf die Filterung kaum Wert gelegt, die kam mir eher alibimäßig vor. Jedes dieser ca. 80 Liter-Becken hatte eine doppelte Glas-Rückwand, in deren Schacht sich eine etwa 20x20 cm große Schaummatte befand. Ein Luftheber, betrieben mit einer zentralen Luftpumpe, beförderte das Wasser zwischen Filterschacht und Becken. Dabei wurden die Schaummatten noch nicht mal zwangsdurchströmt, da das Wasser an den relativ kleinen Schaummatten großzügig vorbeifließen konnte. Auf meine Frage, wie oft diese Schaummatten der etwa 120 Becken gereinigt werden, bekam ich die Antwort: "Gar nicht." Auch ein üppiger Wasserwechsel findet nicht statt, lediglich der Wasserverlust durch Fischverkauf und Verdunstung wird nachgefüllt.
Dennoch machten sämtliche Fische - einschließlich die etwa 300 Neons - in diesen prall besetzten Verkaufsbecken einen putzmunteren Eindruck. Anzeichen einer Nitritvergiftung aufgrund des hohen (Über)Besatzes oder einer mangelhaften Filterung konnte ich in keinem dieser Becken feststellen. Auch machten die Becken alle einen sauberen Eindruck, eine größere Menge Mulm war nur im Filterschacht feststellbar.

Daher stellt sich für mich einmal mehr die Frage, ob eine biologische Filterung in unseren vergleichsweise mäßig bis schwach besetzten Aquarien überhaupt Sinn macht. In der Meerwasseraquaristik ist die biologische Filterung schon seit gut 20 Jahren praktisch ausgestorben, man schaffte sich damit nur Probleme. Und auch in meinem Süsswasseraquarium habe ich das Filtermaterial aufgrund von Algenproblemen im Laufe der Jahre stark reduziert, aber noch nie einen Versuch ganz ohne Filtermaterial gemacht. Auch in meinem Kopf hält sich bis heute der Glaube, dass etwas Filterung schon sein sollte. Doch hat hier jemand schon mal die Probe aufs Exempel gemacht? Bzw. ausprobiert, wo die biologische Belastungsgrenze seines Aquariums liegt, ab der eine (zusätzliche) biologische Filterung tatsächlich erforderlich wird? Sprich die Nitrifikation durch (zusätzliche) biologische Filterung unterstützt werden muss?

Nicht gerade artgerecht, aber scheint biologisch zu funktionieren - zumindest was die Nitrifikation betrifft. Zierfischladen in China ...

maxresdefault.jpg


Gruß, Thomas
 
Zuletzt bearbeitet:

unbekannt1984

Well-Known Member
Hi Thomas,

bei der Filterung bei Händlern habe ich auch schon viel gesehen:
- Ein Händler hat so mitte der 2000er Jahre viele Aquarien jeweils mit einem Fluval 1plus (Innenfilter mit Schaumstoffpatrone) laufen gehabt,
- ein Händler in Soest betreibt etliche Aquarien mit HMF, Pflanzenanlage mit Bodenfilter und Luftheber (da ist dann eher ein CO2-Diffusor alibimäßig im Einsatz),
- ein Händler hatte diese Rückwand-Filter und lediglich ein kleines Säckchen Siporax in jeden Filter gehängt, ...

Es gibt da also einen enormen Spielraum.
Auf meine Frage, wie oft diese Schaummatten der etwa 120 Becken gereinigt werden, bekam ich die Antwort: "Gar nicht."
Da könnte Mundt am Werke gewesen sein... Schonmal Diffusionsfilter gehört?
Auch ein üppiger Wasserwechsel findet nicht statt, lediglich der Wasserverlust durch Fischverkauf und Verdunstung wird nachgefüllt.
Wenn da ein paar Liter pro Aquarium pro Woche durch Verkauf verloren gehen, dann ist das schon ein kleiner Wasserwechsel.
Daher stellt sich für mich einmal mehr die Frage, ob eine biologische Filterung in unseren vergleichsweise mäßig bis schwach besetzten Aquarien überhaupt Sinn macht.
Kommt auf die Pflanzenmenge drauf an, und ob die Pflanzen evtl. bevorzugt Urea und Ammonium aufnehmen. Schau mal in folgenden Artikel von Walstad: Nitrogen Uptake in Aquatic Plants.
Ganz ohne Filter habe ich auch noch kein Aquarium betrieben, aber ausschließlich Keramikröhrchen (JBL Cermec), wo ein Teil des Wassers ungehindert hindurchfließen kann, hatte ich schon.

Weiterhin haben wir hier den Thread zur Geringfilterung (was auch ganz ohne Filter sein kann).
 

teddy

New Member
Hallo Thomas,
habe letztes Jahr mein 70 Liter AQ - besetzt mit 12 roten Neon und 7 Amanogarnelen - nur mit dem Eheim Oberflächenskimmer gefiltert. Hatte ausgezeichnet funktioniert.
Leider erhöhte sich der CO2 Verbrauch erheblich, sodass ich wieder den kleinsten
Innenfilter von Eheim installiert habe.
Als ich vor 35 Jahren mit der Pflanzenaquaristik anfing, hatte ich trotz CO2
Druckgas und HQL - Beleuchtung immer noch keinen wirklich schönen Pflanzenwuchs. Bis ich dann auf die Bücher von H.J.Krause gestoßen bin. Dort las ich zum ersten Mal, daß viele Becken überfiltert sind. In der Folge stellte ich um auf einen kleinen Innenfilter und endlich stellte sich der Erfolg ein. Übrigens schrieb die FA. Dennerle
in ihren Ratgebern Anfang der 90er Jahre
Ähnliches.
LG
Bernhard
 

unbekannt1984

Well-Known Member
Übrigens schrieb die FA. Dennerle
in ihren Ratgebern Anfang der 90er Jahre
Ähnliches.
Und Mitte der 2000er Jahre hat Dennerle sowas verkauft/verkaufen wollen:

IMG_20231028_090247054.jpg
Die können sich auch nicht wirklich entscheiden...
 
Zuletzt bearbeitet:

Frank2

Well-Known Member
Und Mitte der 2000er Jahre hat Dennerle sowas verkauft/verkaufen wollen:

Anhang anzeigen 158475
Die können sich auch nicht wirklich entscheiden...

.. was ich in Aufzuchtbecken mal eingesetzt habe und es hat ganz gut funktioniert. Siporax aber die bessere Alternative gewesen, vor allen Dingen bei dauerhaftem massiven Überbesatz wo es einem die KH weggefressen hat und Nitrat konnte während den WW besser in Schach gehalten werden. Ich wüsste nicht das Dennerle dies für die Pflanzenaquaristik empfohlen hat.

Im Pflanzenbecken ist weniger meist mehr. Gilt aber nicht nur für die Filterung…

Gruß
Frank
 

unbekannt1984

Well-Known Member
Hi Frank,
Ich wüsste nicht das Dennerle dies für die Pflanzenaquaristik empfohlen hat.
auf der Packung steht "...für alle Aquarien", da würde ich Pflanzenaquarien nicht ausschließen.

Der Text auf der Seite der Verpackung gibt aber nicht viel her:
IMG_20231028_095922959.jpg
 

Frank2

Well-Known Member
Hallo Torsten,

… will damit sagen dass vieles seine Berechtigung hat im spezifischen Fall.

Leider ist es noch heute so dass nahezu immer überdimensionierte Filter und Hochleistungsfiltermaterial empfohlen wird im Verkauf. Bin da ganz derselben Ansicht . Es wird nicht genug differenziert. Bin auch gebranntes Kind gewesen.

Gruß
Frank
 

Plantamaniac

Well-Known Member
Hei, genau mein Thema...
Dazu...die Filtertätigkeit wächst mit ihren Aufgaben. Da kann ein Filter noch so Klein sein. Dann verlagert sich das ganze halt auf sämtliche Flächen im Aquarium, womit Staub und Kieselalgen zurückgedrängt werden, weil sie sich auf dem glitschigen Biofilm nicht festhalten können.

Außerdem produzieren meine Elassoma und Dariobecken die Täglich nur paar Wasserflöhe und paar Grinal bekommen, umengen hellbraunen Mulm, die Aufzuchtbecken mit Corydoras und Perlhühnern sind dagegen blitzeblank und kaum Mulm, was ich auf das C/NVerhältnis zurückführe. Und da fällt einiges an Futter rein..wo kommt das hin?
VG Monika
 

teddy

New Member
Hallo nochmal,
diese Rieselfilter hier wurden damals auch propagiert.
Einige Händler hatten die schon mal in ihren Schaubecken installiert, so Anfang der 90er Jahre.
Aber dort wuchs wirklich überhaupt nichts!
Selbst einfache Pflanzen wie Echinodorus Bleheri vegetierten dort vor sich hin, trotz ausreichend Licht und C02.
 

Anhänge

  • 20231028_122114.jpg
    20231028_122114.jpg
    1,9 MB · Aufrufe: 182
G

Gelöschtes Mitglied 23114

Guest
Hallo nochmal,
diese Rieselfilter hier wurden damals auch propagiert.
Einige Händler hatten die schon mal in ihren Schaubecken installiert, so Anfang der 90er Jahre.
Aber dort wuchs wirklich überhaupt nichts!
Selbst einfache Pflanzen wie Echinodorus Bleheri vegetierten dort vor sich hin, trotz ausreichend Licht und C02.
Wofür eignet sich den der Rieselfilter? ganz sicher nicht für Pflanzenaquaristik. Ich habe damals an meinem Diskus WF Becken so ein Monster dran. Ich muss sagen nach 3 Tagen war keine KH mehr vorhanden und der Ph sank bis auf 3,5, aber die Diskus fanden das toll, bei PH 3,5 - 4,5 zeigten sie die schönsten Farben, keine Krankheitsanzeichen und gelaicht wie sonstwas. Ich hatte damals 15 WF Tiere auf 1800 l, Ich hatte 6 Pärchen die um die Wette gelaicht haben. ein Rieselfilter oxidiert alles weg, gnadenlos.
Grüße
 

teddy

New Member
Hallo Raritätensammler,
nur wurden diese Filter auch für Pflanzenbecken angepriesen, ganz besonders sogar.
Siehe auch " das optimale Aquarium " von HORST und KIPPER.
Das ein Rieselfilter hier und da eine Berechtigung hat, ist mir schon klar.Wenig bis keine Bepflanzung ( Malawibecken usw. )
Und da es sich hier um eine Seite mit Schwerpunkt Wasserpflanzen handelt, habe ich meine Sichtweise mitgeteilt.
MfG
Bernhard
 

moskal

Well-Known Member
Hallo,
diese "nur hinter eine Glasscheibe geklemmte Schaumstoffmatte per Lufteber umspült" sind hochaktive Filter. Das volle Gegenteil von dem was im Anfangspost sugeriert wird.

Kennt hier noch jemand die Margarinenschalenfilter? Also die dinger bei denen ein umgdrehter Trichter in einen Margarinenbecher gestellt wird und als Luftheber verwendet wird, die Schale dann mit poroesem Kies aufgefüllt wird und fertig? Kaum Technik, hocheffizient und für die Pflanzenaquaristik genau so sinnlos wie die hinter Glasscheiben geklemmten Schaumstoffmatten.

Gruß Helmut
 

Thomas80

Member
Hallo Bernhard,

der Kipper ist mir auch noch ein Begriff. Hat ab den 1970ern viele Bücher und Artikel in Fachzeitschriften geschrieben, die Firma Dupla gegründet, etliche Produkte entwickelt und war der absolute Verfechter des Rieselfilters. Er wollte sogar den wissenschaftlichen Beweis bringen, dass der Rieselfilter der optimale Filter für Süss- und Meerwasseraquarien ist. Daraus wurde aber nix, und heute ist der Rieselfilter in der Aquaristik Geschichte. Wenigstens scheint er für Diskus optimal gewesen zu sein :)

Gruß, Thomas
 

Thomas80

Member
Da könnte Mundt am Werke gewesen sein... Schonmal Diffusionsfilter gehört?

Hallo unbekannt1984,

ja, vom Prinzip her war das Mundt, wobei der nicht nur mickrige 20x20 cm Schaummatten empfiehlt. Ganze Rückwände sollen laut dessen Philosophie mit Schaummatten beklebt bzw. externe Filterbecken mit X Schaummatten bestückt werden.

Gruß, Thomas
 

teddy

New Member
Hallo Thomas, habe damals alles was es an AQ - Literatur gab gelesen und ausprobiert.
Aber erst besagter H.J. Krause führte zum Erfolg ( bei mir wohlgemerkt ).
 
Ähnliche Themen
Themenersteller Titel Forum Antworten Datum
M Sinnhaftigkeit von CO2 Nachtabschaltungen Technik 20
K Algen bzw. Bakterien in einem neuen Aquarium Algen 3
Tippo33 Filterwechsel mit Nitrit bzw Phosphat Problem Nährstoffe 29
Aryas Tylos Hilfe bei meinem 84l Becken wie kann ich es schöner gestalten bzw. bepflanzen? Aquascaping - "Aquariengestaltung" 5
D Aquarium auf Geringfilterung umstellen bzw HMF ausbauen. Aquascaping - "Aquariengestaltung" 13
M Woran erkenne ich, dass meine Fische zu dick sind, bzw. nicht genügend gefüttert werden? Fische 3
S CO2 Flaschendruck 0 trotzdem Arbeitsdruck 1,6 bar bzw. Bläschen strömen seit Tagen Technik 7
M Kennt jemand dieses Photometer bzw welches soll ich kaufen? Technik 29
B Algen bzw. Schmutz im Silikon? Erste Hilfe 8
R Aquaristik Neuling braucht Hilfe bei der Algenbekämpfung bzw. Ursachenfindung. Erste Hilfe 46
W Kommode bzw. Unterschrank für Nano Scapers Tank Nano Aquarien 8
Y Ersatz für Vulcano Minearl bzw. Vulkanboden bei Soil Substrate 2
S Langzeiterfahrung bzw. Haltbarkeit Aqua Soil Substrate 3
S Wie Schwebeteilchen bzw Algen aus Wasser filtern Erste Hilfe 41
A Der Neue aus Köln stellt sich bzw. sein Becken vor Aquarienvorstellungen 2
D Dosieranlage bzw Düngecomputer Eigenbau Bastelanleitungen 15
ChristianF Wie leuchtet Ihr eine Breite von 70 bzw. 60 cm aus? Beleuchtung 17
S Weisser Belag auf Wurzeln bzw. Pflanzen Erste Hilfe 3
C TC 420 Controller + 3 bzw. 4 x 30 W EHEIM PowerLED Beleuchtung 4
Aquapanther Fadenalgen - was fehlt bzw. ist zu viel? Erste Hilfe 19

Ähnliche Themen

Oben