einheimische Eleocharis parvula?

nik

Moderator
Teammitglied
Hallo zusammen,

hatte in einem kleinen Stillgewässer einer früheren Kiesgrube eine kleine, emers und submers wachsende Nadelsimse gefunden. Die nach Pflanzen -DB in Frage kommende Art wäre E. parvula. Allerdings ist das amphibienreiche Gewässer nicht unberührt, es finden sich überwiegend wildfarbene Goldfische darin, die E. könnte theoretisch "ausgewildert" sein. Emers sehr klein, submers immer noch klein.

Muss mal sehen wo ich sie submers und vor allem emers unterbringe. Sie sitzt am Standort übrigens in einem Sand, ähnlich dem den ich verwende.

Gruß, Nik
 

Plantamaniac

Well-Known Member
Hallo Nik, vor Jahren habe ich mal in der Teichabteilung einen Topf Nadelsimse gekauft und pflege den immernoch. Topf immer klatschnass. Heuer muß er wieder umgetopft werden. Nach dem Winter ist Rückschnitt fällig. Von dortaus setze ich dann immer ein paar Büschel in den Teich, wo die Amseln sie mir immerwieder klauen :keule: Die haben in der Flachwasserzone wieder ein Masaker auf Suche nach Nistmaterial veranstaltet...irgendwann schieß ich die Biester ab :stumm:
Chiao Moni
 

Heiko Muth (Sumpfheini)

Aquasabi Mitarbeiter
Teammitglied
Hallo Nik,
hört sich interessant an. Bildet sie Ausläufer? Weil auch andere Grasartige wie die horstig wachsende Zwiebelbinse (Juncus bulbosus) etwas nadelsimsenartig aussehen können.

Aber mit dem Namen Eleocharis parvula muss man vorsichtig sein. Wie ich schon im Pflanzendatenbank-Eintrag von E. pusilla geschrieben habe, ist es sehr zweifelhaft, dass dass, was als "E. parvula" in den Handel kommt, richtig benannt ist.
Eleocharis parvula ist in Deutschland nach 1980 nur im Ostseeküstengebiet nachgewiesen worden, und aus dem Binnenland gibt nur ein paar alte Nachweise (vor 1950) aus Sachsen-Anhalt. Soll hauptsächlich brackige Standorte besiedeln. Typisch sollen kommaförmige Knollen an der Spitze der Ausläufer sein. In der Roten Liste für ganz Deutschland ist sie als "vom Aussterben bedroht" eingestuft, ebenso in Schleswig-Holstein. In Meck-Pomm u. Sa-An 0 => "ausgestorben". In anderen Bundesländern noch nie nachgewiesen (oder irrtümlich, in Thüringen).
http://www.floraweb.de/pflanzenarten/artenhome.xsql?suchnr=2095
http://www.floraweb.de/webkarten/karte.html?taxnr=2095

Man kann sicher nicht ausschließen, dass irgendwas aus dem Handel in die Kiesgrube eingeschleppt wurde, aber falls einheimisch und wirklich eine Eleocharis, ist E. acicularis viel wahrscheinlicher. Als ich die in der Natur gesehen habe (abgelassener Fischteich bei Riddagshausen, Braunschweig), war sie auch deutlich kürzer als sie in Kultur werden kann.
Aber auch dann ist das ein interessanter Fund, weil E. acicularis deutschlandweit im Rückgang ist und als 3 - "gefährdet" - eingestuft wird (auch für Hessen).

Gruß
Heiko
 

Heiko Muth (Sumpfheini)

Aquasabi Mitarbeiter
Teammitglied
... abgesehen davon wäre es wirklich mal interessant, unzweifelhafte Eleocharis parvula zu kultivieren und mit den Simsen zu vergleichen, die als "parvula" in den Handel kommen. Dann natürlich nicht von den letzten deutschen Vorkommen in Schleswig-Holstein, aber die Art soll weit verbreitet sein - auch in Amerika und Asien - und auch dort an salzhaltigen Stellen in Küstengebieten vorkommen. http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=2&taxon_id=242357778

Gruß
Heiko
 

nik

Moderator
Teammitglied
Hallo Heiko,

ich danke dir, wie du mir immer wieder den Horizont erweiterst! Ausläufer sind es schon, es ist eine Eleocharis, aber für die parvula spricht dann nichts außer ihrer geringen Größe. Ich hatte mit Meiner danach noch mal gesprochen, Sie meinte, es wäre ein alter Bestand aus den Irgendwas-Auen. Erstaunlich finde ich dann die Winterhärte. Es wird dann die acicularis sein. Sie ist auch wenig gebogen.

Macht ein Eintrag für die echte parvula im Sinne der Information nicht Sinn? Umgekehrt weiß ich nicht, ob solch eine salztolerante Pflanze in der Aquaristik sinnvoll ist. Abraten von der müsste man wegen ihrer Gefährdung, bei bester Substituierbarkeit, sowieso. Und wie das mit den Idioten ist, die der Rarität wegen das Verschwinden gefährdeter Arten in Kauf nehmen, zeigt mir Meine anhand geschützter Gebiete. Sie hatte mich in die "größte" Kammmolchpopulation Deutschlands mitgenommen, da kannste´s Flennen kriegen.

Mal sehen was aus der wird, die kriegt einen exponierten Platz.

Gruß, Nik
 

Heiko Muth (Sumpfheini)

Aquasabi Mitarbeiter
Teammitglied
Hi Nik,
nik":28jdoo1e schrieb:
Erstaunlich finde ich dann die Winterhärte. Es wird dann die acicularis sein. Sie ist auch wenig gebogen.
OK; also Merkmale der aquaristischen "parvula" wie die gebogenen Halme müssen nicht auch bei echter parvula vorhanden sein. Wie die unter Wasser aussieht, müsste man wohl noch rausfinden.
Fotos von blühender/fruchtender parvula in den USA, da sind auch die kommaförmigen Knollen zu sehen: https://gobotany.newenglandwild.org/species/eleocharis/parvula/

Im Kasselmann 2010 ist die einzige "Zwergnadelsimse" E. pusilla, aus Australien, auch als parvula im Handel - aber kein Synonym von parvula. Ist die Frage, ob man daraus den Umkehrschluss ziehen kann, dass Aquarien-"parvula" immer pusilla ist... wahrscheinlich nicht. Wie ich schon öfter erwähnt habe, ist Eleocharis-Bestimmung eine mühsame Geschichte - Merkmale der Ährchen-Spelzen, Nüsschen usw. Oder vielleicht DNA-Analyse...

nik":28jdoo1e schrieb:
Macht ein Eintrag für die echte parvula im Sinne der Information nicht Sinn?
Ja, würde auf jeden Fall Sinn machen, habe mich nur noch nicht ran gewagt -
ein Problem bei solchen Einträgen ist dann oft, dass die User sie für ihre Bestandslisten oder Aquarien auswählen, weil sie ihre Pflanze nun mal unter diesem Namen bekommen haben. So zum Beispiel beim Eintrag Cryptocoryne pygmaea, womit NICHT die C. x willisii "Pigmea" aus dem Handel gemeint ist (die echte pygmaea ist was völlig Anderes, die haben nur wenige). In der Auswahlliste gibt es bei solchen problematischen Namen noch keinen "Warnhinweis".
nik":28jdoo1e schrieb:
Umgekehrt weiß ich nicht, ob solch eine salztolerante Pflanze in der Aquaristik sinnvoll ist.
Vielleicht braucht die das in Kultur nicht, Samolus valerandi z.B. lässt sich auch problemlos in Süßwasser kultivieren.
nik":28jdoo1e schrieb:
Abraten von der müsste man wegen ihrer Gefährdung, bei bester Substituierbarkeit, sowieso.
Falls sie nicht schon in Kultur ist (bot. Gärten?), oder in Gegenden außerhalb von Deutschland sammeln, wo sie nicht bedroht ist.
nik":28jdoo1e schrieb:
Und wie das mit den Idioten ist, die der Rarität wegen das Verschwinden gefährdeter Arten in Kauf nehmen, zeigt mir Meine anhand geschützter Gebiete. Sie hatte mich in die "größte" Kammmolchpopulation Deutschlands mitgenommen, da kannste´s Flennen kriegen.
Werden die dort in Mengen weggefangen? Etwa auch, um sie zu verkaufen? :shocked:

Gruß
Heiko
 

moskal

Well-Known Member
Hallo,

wäre Isoetes vielleicht ein möglicher Kandidat? Da bin ich schon drauf reingefallen.

Gruß, helmut
 

nik

Moderator
Teammitglied
Hallo Helmut,

was ich habe ist eine Ausläufer bildende Pflanze, keine Rosettenpflanze wie Isoetes.

@ Heiko, die kommaförmigen Knollen hat Sie nicht. Ich habe etwas von der submersen Form, ca. 7-8cm lang und ziemlich gerade. Ich Trottel hatte keine Bilder gemacht, an mein Smartphone denke ich dann nicht. Es gibt emerse, dichte Bestände (mit evtl. alten Blüten), lockere, patschnass im Sand sitzende, eher liegende Bestände und recht große submerse Flächen. Vermutlich sitzen die ziemlich mager, drum herum sind es ausgeprägte Magerwiesen. Mal sehen, ob ich da noch mal hinkomme.

Mit Kammmolchen lässt sich auf Terraristik-Börsen, als Teichnachzucht deklariert, gutes Geld machen.

Gruß, Nik
 

Heiko Muth (Sumpfheini)

Aquasabi Mitarbeiter
Teammitglied
Hallo Nik,

OK, dann ist das sicherlich Eleocharis acicularis. Weil ja die Kiesgrube im Auengebiet ist und E. acicularis sich als Pionierpflanze verhält, die hier und da auf neu entstandenen kahlen, nassen/überschwemmten Flächen auftaucht, kann das wohl mit zieml. Wahrscheinlichkeit ein spontanes, "natürliches" Vorkommen sein.

nik":3vsqb9s7 schrieb:
Mit Kammmolchen lässt sich auf Terraristik-Börsen, als Teichnachzucht deklariert, gutes Geld machen.
Uijui, das wirft kein gutes Licht auf die Terraristik... bin allerdings noch nie auf 'ner T.-Börse gewesen, mir war gar nicht bewusst, dass heimische Amphibien da eine Rolle spielen und in den Handel kommen. Zumindest für (Aqua-)Terrarien gibt es ja jede Menge andere, nicht-heimische, regelmäßig nachgezogene Schwanzlurche (die man natürl. nicht aussetzen darf).

Gruß
Heiko
 

Plantamaniac

Well-Known Member
Hallo, also bei uns kommt die Peitsche von den Veranstaltern raus, wenn einer was verkaufen will, was nicht ok ist.
Es muß alles auf der unterschriebenen Stockliste stehen und die werden genau kontrolliert.

Meines Wissens nach, darf nichtmal ein Gartenteich mit Amphibien zugeschüttet werden und es dürfen auch keine Molche oder Molch /Frosch/Krötenlaich entnommen werden.

Wenn der Veterinär sowas auf einer Börse mitbekommt, ist die Börse ganz schnell dicht, die Betreiber verlieren die Zulassung und die ganze Arbeit für die Katz. Das ist alles sehr viel strenger geworden..und wehe ein Tierschützer aus den bekannten Organisationen bekommt das mit. Dann ist auchnoch die Bildzeitung oder RTL im Boot :keule:
Wasser auf die Mühlen und irgendwann darf man garnixmehr.

Glaube ehr, das sich Teichbesitzer bedienen, oder ab und zu ein Hund mit Spoton oder Frontline im Nacken hineinhüpft. Oder irgendwelche andere Fischgiftige Substanzen. Gibt ja genug davon.
Dann ist ganzschnell ein Kleinstbiotop vergiftet. Und Molchen reicht jede Pfütze, die nicht gleich wieder austrocknet.

Auch Leute die ihre Goldfische aussetzen, weil sie sich wie die Ratten vermehren, bringen Molche und andere Amphibien/Insekten um. Die fressen alles was ins Maul passt.
Chiao Moni
 

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