Algenmittel tabu?

swizzle101

Member
Hallo an alle!

Nach einer längeren Absenz hier im Forum finde ich endlich wieder Zeit zu posten, diesmal über mein Algenleiden.
Mein Aquarium steht nun schon seit über 1.5 Jahren und hat schon einiges durchgemacht. Bevor ich auf 1 W/L umgestiegen bin gab es Zeiten, in denen ich das Becken ziemlich vernachlässigt hatte und deswegen grüne Pelzalgen ausgebrochen sind. Sie haben sich hauptsächlich auf den Kieskörnern breitgemacht und sind darauf nie mehr ganz verschwunden, obwohl ich die Licht- und Nährstoffversorgung nach allen Regeln der Kunst optimiert habe. Im besten Fall erreiche ich einen Wachstumsstopp der Algen, allerdings legen sie sofort wieder munter los, sobald die Nährstoffe nur leicht aus dem Gleichgewicht geraten. Einzelne grünliche Kieskörner scheinen für die Pelzalgen ein kuschliges Heim für schlechte Zeiten zu sein, aus dem sie bei besseren Bedingungen sofort wieder zu wachsen beginnen. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass alle Pflanzen, auch die etwas heiklen wie Eichhornia diversifolia und Rotala macrandra, sehr gut wachsen.
Also wurde es Zeit, drastischere Massnahmen zu ergreifen: Becken komplett ausräumen kam aus zeitlichen Gründen nicht in Frage und so blieb nur noch der Griff zu Algenmitteln (aber schweren Herzens!). Die Wahl fiel auf AlgoStop depot von Tetra (Wirkstoff: Monolinuron, 30 mg pro Tablette). 3 davon in die Nähe des Ansaugers positioniert und der Dinge geharrt, die da kommen mögen. Ich war überrascht zu sehen, dass nach 2 bis 3 Tagen eine sehr deutliche Klärung des Wassers einsetzte. Es sei dazu gesagt, dass seit ich einen zweiten Leuchtbalken ins Becken einsetzte, immer eine mehr oder weniger starke Trübung sichtbar gewesen ist, die sich mit dem zeitlich versetzten Düngen von Mikro- (abends) und Makrolösung (morgens) zwar stark besserte, aber trotzdem nicht ganz verschwand. Das komplette Verschwinden (jetzt wirklich kristallklares Wasser) nach Zugabe von Algostop zeigt, dass die Trübung wohl nur teilweise auf das gleichzeitige Düngen zurückgeführt werden kann, teilweise eben auch auf Cyanobakterien.
Die gute Nachricht ist also, dass man ruhig mal probieren kann, eine vermeintlich durch Bakterien verursachte Trübung mit AlgoStop loszuwerden (Dosierung: 1Tablette auf 50 Liter). Die Pflanzen verlangsamen zwar ihr Wachstum (vorsicht beim düngen!), aber gehen nicht ansatzweise ein. Die schlechte Nachricht ist, dass die Dosierung wohl nicht ganz ausgereicht hat, um die Pelzalgen mitzunehmen, dafür bräuchte es wohl eine höhere Dosierung.
Mich interessiert jetzt natürlich, ob jemand von euch schon ähnliche Erfahrungen mit solchen Algenmitteln gemacht hat, oder sind solche Hilfsmittel unter Naturaquaristen im Allgemeinen tabu? :laber: Es ist nämlich schon interessant, dass das Mittel in niedrigerer Dosierung auch zur Algenprävention eingesetzt werden kann (so steht's auf der Packung). Das ist jetzt natürlich erst recht ein Sakrileg, aber wer weiss, vielleicht sind ja einige der schönsten Becken mit solchen Hilfsmitteln entstanden? Ich kann natürlich noch weiterspinnen: durch das restlose Klären des Wassers wirken die Farben und Kontraste im Becken deutlich brillanter - so als Düngemittelhersteller könnte man sich schon vorstellen, etwas Monolinuron in einen besonders edlen Düngetropfen zu mischen - die Farben der Pflanzen werden restlos überzeugen... :pfeifen:
 

Sabine68

Active Member
Hallo Christian,

Die Pflanzen verlangsamen zwar ihr Wachstum (vorsicht beim düngen!), aber gehen nicht ansatzweise ein. Die schlechte Nachricht ist, dass die Dosierung wohl nicht ganz ausgereicht hat, um die Pelzalgen mitzunehmen, dafür bräuchte es wohl eine höhere Dosierung.

Ich hätte da die Befürchtung, daß der Schuss nach hinten losgeht. Und zwar dahingehend, daß man zwar die Algen im ersten Moment los ist, aber durch das langsamere Wachstum der Pflanzen die Algen längerfristig wieder die Oberhand gewinnen.
Vielleicht ist man dann die Pinselalgen los und dafür schlagen dann andere Algenarten zu?
Könnte ich mir gut vorstellen
 

Beetroot

Active Member
Hallo,

ja da steht bei mir die Frage wann erholen sich die Pflanzen wieder und wachsen normal?

Denke schon das solche Anwendungen recht kritisch sind wie Sabine schon schrieb. Kann in manchen Fällen mal gut gehen, so wie bei dir swizzle101, aber man hat die Ursachen dadurch ja nicht abgestelt.

Gruß
Torsten
 

swizzle101

Member
Naja, ich gehe mit euch schon einig, dass man aufpassen muss. Aber ich glaube trotzdem, dass die Gefahr kalkulierbar bleibt. Immerhin reagieren die Algen empfindlicher auf das Mittel als die meisten Pflanzen, jedenfalls als alle von mir. Dazu kommt, dass die Wirksamkeit von so einem Mittel natürlich von der verwendeten Dosis und der Anfälligkeit des Organismus abhängt. Bei den Schwebealgen bzw. Cyanobaktierien (ist das gleiche, hab nachgesehen) scheint das Mittel auch bei niedriger Dosierung gewaltig zu wirken. Nach wiederholten Wasserwechseln blubbern die Pflanzen nun wieder munter vor sich hin. Aber wie gesagt, Vorsicht ist geboten - nicht zuletzt wegen den Fischen bzw. dem reduzierten Sauerstoffgehalt.

@Beetroot:
Bei gewissen Algenarten (und ich zähle diese Grünalge dazu) hilft Ursachenbekämpfung eben nicht mehr, sobald diese Algen einnmal im Becken sind. Jedenfalls kann ich einen Mangel ausschliessen: Nitrat (10 mg/L) , Phosphat (1mg/L) , Eisen (0.05 mg/L), alles im grünen Bereicht - zusätzlich ist der pH mit CO2 (35 mg/L) leicht in den sauren Bereich gedrückt. Trotzdem verschwinden die Algen nicht von alleine, sie verlangsamen einfach nur ihr Wachstum. Dann bleibt meines Wissens nach nur manuelles Entfernen bzw. Absaugen der "verseuchten" Kieskörnchen, was aber eine wahre Sisyphusarbeit ist und auch nach fast einem halben Jahr Arbeit die Algen nicht endgültig zum Verschwinden gebracht hat :-( Ansonsten bleibt nur der beherzte Griff zu den "härteren" Sachen.

Hat denn noch keiner von euch so eine Pelzalgenplage auf Kies gehabt? Ich lass mich gerne über weitere Ursachenbekämpfung belehren.


P.S: Mir ist natrülich klar, dass ich wahrscheinlich keine Algenprobleme hätte, wenn ich von anfang an richtig gedüngt hätte. Aber ich finde es ganz interessant, dieses worst-case-Szenario durchzuspielen und auch mit solchen Situation klarzukommen. ;-)
 
Hallo an alle!

Interessantes Thema ist das auf jeden Fall, habe mir auch schon meine Gedanken darüber gemacht. Ich halte Abstand von Algenbekämpfungsmitteln, da mir ihre Wirkungsweise irgendwie schleierhaft ist. Ich mein, es gibt ja einen oder meistens mehrere Auslöser für das Algenwachstum. Verschiedene Algen, verschiedene Ursachen. Einfach ein Mittelchen rein und weg ist alles wie von Zauberhand und dabei noch ein Ökologisches Gleichgewicht hergestellt... Klingt zu gut um wahr zu sein.
Kennt jemand die genaue Wirkungsweise von den Algenbekämpfungsmitteln?
 

nik

Moderator
Teammitglied
Hallo Christian,

mein erster Gedanke war, nicht so'n gutes Thema. Das lag vor allem daran, dass ich mich mit Algiziden nicht beschäftige und annahm, die haben alle Kupfer als Wirkstoff. Das ist keine Alternative, man schafft sich damit ein Kupferdepot und generiert sich nachfolgend ständig Ärger mit Rücklösungen.
Der mir unbekannte Wirkstoff Monolinuron hat mich danach googlen lassen. Es ist ein Herbizid und deren "Nebenwirkungen" lesen sich nie gut.

Wegen der grünen Pelzalgen hätte ich es übrigens nicht verwendet, die lassen sich sehr wohl über eine gute Nährstoffversorgung beseitigen, gebe aber zu, dass die seinerzeit die hartnäckigsten waren. Nach 8 Wochen waren die restlos verschwunden. Zum Vergleich, Pinselalgen waren nach zwei Wochen weg. So mit den üblichen Rot- und Grünalgen komme ich eigentlich gut zurecht, mit Cyanobakterien(CB) aber nicht. In einem Becken hat es eine Bakterien-/Algenblüte und mir ist erst im Laufe der Zeit klar gworden, dass es sich dabei auch um CB handelt. Mit denen spiele ich nun beinahe ein Jahr lang herum und musste erkennen, dass keine der sonst erfolgreichen Strategien wirkte. Derzeit gehe ich die CB mechanisch erstmals mit Erfolg an. Über ein 6-lagig gewickeltes Microvlies an einer Powerhead stieg die Sichtiefe von max. 5cm nach zwei eher drei Wochen auf fast 20 cm! :D
Nachdem ich jetzt über einen langen Zeitraum das Auf- und Abebben dieser Plage erlebt habe, muss ich gestehen es attraktiv zu finden die CB evtl. restlos zu beseitigen.

Entscheidende Frage: wie baut Monolinuron sich ab? Dazu habe ich noch nichts gefunden.

Gruß, Nik
 

swizzle101

Member
nik":21dgekdu schrieb:
Wegen der grünen Pelzalgen hätte ich es übrigens nicht verwendet, die lassen sich sehr wohl über eine gute Nährstoffversorgung beseitigen, gebe aber zu, dass die seinerzeit die hartnäckigsten waren. Nach 8 Wochen waren die restlos verschwunden.
Irgendwie hab ich den Eindruck, dass es am Dennerle-Kies liegt. Die grünen Pelzalgen wachsen ausschliesslich darauf und lassen die Steine links liegen. Aber vielleicht liegts auch an den Nährstoffen, nur wie gesagt, hier gehen mir die Ideen aus. Habe alles (inkl. Mg/Ca) optimiert. Einzig die Wasserhärte habe ich nicht angerührt, Umkehrosmose ist mir im moment zu umständlich. Vielleicht habt ihr da noch Ideen?

nik":21dgekdu schrieb:
In einem Becken hat es eine Bakterien-/Algenblüte und mir ist erst im Laufe der Zeit klar gworden, dass es sich dabei auch um CB handelt. Mit denen spiele ich nun beinahe ein Jahr lang herum und musste erkennen, dass keine der sonst erfolgreichen Strategien wirkte. Derzeit gehe ich die CB mechanisch erstmals mit Erfolg an.
Hm. Nach so einer langen Leidenszeit wäre ein Versuch meiner Meinung nach zu rechtfertigen :) Zur Info: ich habe 1 Tablette pro 50 L angewendet und die Pillen nach 2 Wochen wieder entfernt. Die "Depot"-Pillen sind so formuliert, dass der Wirkstoff gleichmässig innerhalb von ca. 4 Wochen abgegeben wird. BTW: woher kriegt man dieses Filterflies?

nik":21dgekdu schrieb:
Entscheidende Frage: wie baut Monolinuron sich ab? Dazu habe ich noch nichts gefunden.
Die entscheidende Frage ist eher, wie schnell es sich abbaut bzw. wie gut es von den Pflanzen gespeichert wird bzw. wie schnell man den Stoff durch Wasserwechsel wieder aus dem Becken rauskriegt. Detailliertere Informationen über Stoffwechselpfade wirst du wahrscheinlich nirgends finden. Ausserdem glaube ich nicht, dass da Kupfer im Spiel ist, jedenfalls ist die Verbindung 3-(4-chlorophenyl)-1-methoxy-1-methylurea (Monolinuron) an sich kupferfrei.
 

swizzle101

Member
Pretty-cherry":mt4e74rm schrieb:
Hallo an alle!

Interessantes Thema ist das auf jeden Fall, habe mir auch schon meine Gedanken darüber gemacht. Ich halte Abstand von Algenbekämpfungsmitteln, da mir ihre Wirkungsweise irgendwie schleierhaft ist. Ich mein, es gibt ja einen oder meistens mehrere Auslöser für das Algenwachstum. Verschiedene Algen, verschiedene Ursachen. Einfach ein Mittelchen rein und weg ist alles wie von Zauberhand und dabei noch ein Ökologisches Gleichgewicht hergestellt... Klingt zu gut um wahr zu sein.
Kennt jemand die genaue Wirkungsweise von den Algenbekämpfungsmitteln?


Soviel ich weiss, sind Herbizide, Fungizide und Insektizide meistens "Zufallsprodukte". Im Einzelnen sieht der Forschungsprozess so aus, dass man aus Erfahrung zwar eine ungefähre Ahnung hat, welche Art von Molekülstruktur sich negativ auf das Wachstum / den Stoffwechsel der Organismen auswirkt, allerdings ist das Finden neuer Mittel eher fischen im Trüben: es werden möglichst viele Moleküle unterschieldicher aber ähnlicher Struktur synthetisiert und dann an den Organismen getestet. Jedenfalls war das früher so, mittlerweile gibt es auch spezifischere Ansatzpunkte durch die Gentechnik, aber auch hier ist vieles Wirkung ohne Wissen um die Ursache. Wenn erst mal ein wirksamer Stoff gefunden wurde, wird er natürlich sehr genau auf Toxizität in Bezug auf höhere Organismen getestet, bevor er zur Anwendung freigegeben wird. Weshalb das Molekül aber am Ende wirkt, und zwar vor allem da wo es soll, bleibt aus finanziellen Gründen oft ein Rätsel.
 

nik

Moderator
Teammitglied
Hallo Christian,

swizzle101":1l16nmo4 schrieb:
BTW: woher kriegt man dieses Filterflies?
von JBL, ersatzsweise noch teurer von Dennerle - oder 'en Putzlumpe aus'm Baumarkt. Der Gartentiger-Christian hat das so mit seiner Algenblüte gemacht. :wink:
Das Monolinuron kupferfrei ist, ließ mich ja erst darüber nachdenken.

Gruß, Nik
 
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