Organischer Stickstoffdünger für Bodengrund

chrisu

Well-Known Member
Hallo,

ich würde gerne mal versuchsweise diversen Pflanzen organischen Stickstoffdünger an die Wurzeln stecken. Hätte da an Hornspäne/Hornmehl gedacht. Gibt es hierzu Erfahrungen von jemanden?
Hab zumindest schon mal gehört das manche Leute Hornspäne in selbstgemachte Lehmkugeln einarbeiten.
Falls es evtl. keine so gute Idee ist gäbe es bessere Alternativen?
Würde mich sehr über die Meinungen von Chemiefreaks und Leuten die es evtl schon mal ausprobiert haben freuen.
 
Hallo Christian,

die Frage habe ich mir vor einiger Zeit auch gestellt und leider keine Antwort gefunden, bin gespannt ob jemand mehr dazu weiß. Ich habe es dann gelassen, da mir ohne weitere Informationen das Risiko der für mich nicht vorhersehbaren Abbaurate zu hoch war.

Ich habe dann nach einer Empfehlung hier im Forum die Düngekapseln von Joachim Mundt genommen. Das hat mich etwas Überwindung gekostet, da sie nicht deklariert sind und ich solche Produkte eigentlich meide. Aber es gibt so wenige Alternativen und dem Aussehen nach ist es einfach Braunkorn in einer Kapsel + ein paar Mikroorganismen. Braunkorn wird wie viele Biodünger aus Nebenerzeugnissen aus der Zuckerherstellung gewonnen, der Abbau erfolgt über 2-3 Monate. Kann man sicherlich auch selber herstellen mit einem Sack Braunkorn für ein paar Euro der dann länger hält als das Aquarium, aber dafür war mir der Zeitaufwand zu hoch.
 
Hi,

wie wär's, Magnesiumnitrat, Kaliumnitrat oder Urea oder auch eine Mixtur daraus in den Wurzelbereich zu spritzen? Ok, bis auf Urea anorganisch.
Das hab' ich mal mit Kaliumnitrat und Ferrdrakon bei Ech. bleheri gemacht. Die Bleheris flogen irgendwann wegen Gigantismus raus. Daß der vom Spritzen kam, will ich aber nicht unbedingt behaupten.
In welchem Bodegrund stehen die Pflanzen?

Organischer Dünger zehrt Sauerstoff. Nicht daß Dir der Bodengrund dort umkippt. Oder andersrum: wenn dort kein Sauerstoff hingelangt, wirkt der org. Dünger nicht.

Grüße, Markus
 
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Hallo…

Ich wäre auch skeptisch mit Organik im Aquarium. Die Zeiten eines Dr. E. Bade, als man noch Pferdedungpellets unter den Bodengrund mischte, sind irgendwie seit 100 Jahren vorbei. Und früher war nicht alles besser…

Ich habe, ähnlich wie Markus, Blaukorn in Lehmkügelchen verpackt und den Pflanzen untergeschoben. Auch meine Echis gingen ab wie Schmitz’ Katze.


Viele Grüße
Robert
 
Hallo,

vielen Dank für eure Einschätzungen! Anorganischer Stickstoff ist für mich uninteressant der ist ja sowieso in den meisten gängigen Bodendüngern drin. Mir ginge es darum die Pflanzen an den Wurzeln über längere Zeit kontinuierlich mit organischem Stickstoff zu versorgen.
Hintergrund ist das ich schon öfter gelesen habe das viele Pflanzen organische Stickstoffformen besonders gut und mit weniger Energieaufwand aufnehmen können.
Bei der Flüssigdüngung bestätigt sich dies jedenfalls bei meinen Becken.
Ist vielleicht nur Spinnerei aber da ich ständig am rumtesten bin um den Pflanzenwuchs weiter zu optimieren werde ich hierzu einige Testungen starten.
Werde natürlich berichten was dabei herausgekommen ist!
 
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Hallo
Wurmkompost ist ein neueres Produkt! Wie währe es damit? Da gäbe es auch die Wurmkomposttee Variante in flüssiger Form!

Die Frage bei Hornspähne ist, wie sie im Wasser verstoffwechseln. Hornspähne waren mal im Gespräch, wegen BSE. Es gibt übrigens auch Hornmehl. Dies würde schneller und nur kurzfristig wirken.

Lg Claudius
 
Hintergrund ist das ich schon öfter gelesen habe das viele Pflanzen organische Stickstoffformen besonders gut und mit weniger Energieaufwand aufnehmen können.

Bei Ammoniak (und Harnstoff direkt bei einigen Pflanzen) ist das richtig. Die Pflanze nutzt eigentlich Ammoniak. Bei Aufnahme von Nitrat muss der Stickstoff erst wieder reduziert werden, wofür Energie aufwendet werden muss (die andere Richtung Ammoniak zu Nitrat ist die Energiequelle nitrifizierender Bakterien).

Ob Nitrat oder Ammonium leichter aufgenommen werden können, hängt von der Art ab.

Bei Nitratdüngung steigt die KH, aber das ist eigentlich nur relevant wenn man weiches Wasser mit pH Controller hat oder wenn man selten Wasser wechselt.
 
Hallo…

Ok, dann mal ein bißchen Stoffwechselphysiologie der Pflanzen…

Hintergrund ist das ich schon öfter gelesen habe das viele Pflanzen organische Stickstoffformen besonders gut und mit weniger Energieaufwand aufnehmen können.

Das ist nicht so ganz richtig. Über die Wurzeln nehmen Pflanzen Stickstoff überwiegend als Nitrat auf, weil Nitrat im Boden mobil ist, während Ammonium an die negativ geladenen Bodenpartikel gebunden ist, die Pflanze muß ihre Wurzeln daher aktiv zum Ammonium wachsen lassen, während das Nitrat quasi herangeflogen kommt. Manche Pflanzen können auch Harnstoff verwerten, das sind aber bei weitem nicht alle. Wobei Harnstoff jetzt auch irgend ein Zwischending der anorganischen und organischen Welt ist, Harnstoff kann man auch als Amid der Kohlensäure auffassen. Nickel ist ja das Zentralatom des Harnstoff-hydrolisierenden Enzyms Urease und interessanterweise profitieren Pflanzen auch dann von einer Versorgung mit Nickel, wenn Stickstoff nur als Nitrat gedüngt wird.

Die Pflanze nutzt eigentlich Ammoniak.

Nein! Ganz entschieden nein! Pflanzen nehmen Ammonium als Ammonium-Kation (NH₄⁺) auf und nicht als gasförmiges Ammoniak (NH₃). Bei der Aufnahme von Stickstoff als Nitrat über die Wurzeln wird es auch als Nitrat zu den Blättern transportiert, wo es zu Ammonium reduziert wird, weil die Pflanze Stickstoff für den Aufbau von Aminosäuren und Proteinen nur in der reduzierten Form (Ammonium) verwenden kann. Vorwiegend in den Blättern deshalb, weil dort die Photosynthese die benötigte Energie und Reduktionskraft (z. B. Ferredoxin) liefert.

Nitrat wird direkt im Xylem zu den Blättern transportiert, Ammonium jedoch vor dem Transport, ebenfalls im Xylem, in Aminosäuren (z. B. Asparagin, Glutamin) oder andere organische Verbindungen eingebaut.

Wo hast du das her, daß Pflanzen Ammoniak aufnehmen würden?


Viele Grüße
Robert
 
Ok, von mir aus „nutzen“. Ist aber ebenso falsch! Wie bereits geschrieben, kann die Pflanze Stickstoff für den Aufbau von Aminosäuren und Proteinen nur in der reduzierten Form (Ammonium) verwenden.

Viele Grüße
Robert
Ich habe an keiner Stelle geschrieben, dass Ammoniak aufgenommen oder transportiert wird. Mir ging es darum, dass Stickstoff erst reduziert werden muss, damit es verwendet wird und dafür muss die Pflanze Energie aufwenden. Dieser Punkt ist bzgl Ammoniak/Ammonium auch irrelevant.
Aber um bei deinem Beispiel von Glutamin zu bleiben, nutzt das Enzym (Glutaminsynthetase) ebenfalls Ammoniak, nicht Ammonium.
 
(Glutaminsynthetase)

Naja. Wenn die Glutamat-Ammonium-Ligase, so heißt das Enzym richtig, Ammoniak enthält, kannst du auch behaupten, Harnstoff enthielte Kohlenmonoxid. Nur weil es die Formel so zeigt, ist es trotzdem noch lange nicht richtig. Ammoniak ist ein Gas und wird von der Pflanze als Zellgift sofort in unschädliche Verbindungen ein- oder umgebaut.

Mir ging es darum, dass Stickstoff erst reduziert werden muss, damit es verwendet wird und dafür muss die Pflanze Energie aufwenden.

Hab ich doch geschrieben, oder?

I.d.S.
Robert
 
Hallo,

ich hatte mal versuchsweise Braunkorn und ne Futtertablette vorne an der Frontscheibe tief in den Sand gedrückt. Paar Stunden später haben sich dort jede Menge Kleinstlebewesen versammelt(div.Würmer usw). Im weiteren Verlauf wurde der Sand in diesem Bereich hell- bis dunkelgrau. Mit der Zeit konnte ich beobachten wie Pflanzenwurzeln gezielt in diese grauen Bereiche vorgedrungen sind. Um die Wurzeln herum wurde der Boden sofort wieder hell und nach 2-3 Monaten sah die Stelle wieder so sauber aus wie davor.
Die Pflanzen in diesem Bereich(Blyxa)schienen jedenfalls profitiert zu haben.
 
Hi,

Hintergrund ist das ich schon öfter gelesen habe das viele Pflanzen organische Stickstoffformen besonders gut und mit weniger Energieaufwand aufnehmen können.
Bei Ammoniak (und Harnstoff direkt bei einigen Pflanzen) ist das richtig.
Das ist weder richtig noch falsch. Es trifft gar nicht zu. Ammoniak ist gar keine organische Stickstoffform.

Grüße, Markus
 
'N Abend...

Und wenn wir schon dabei sind:

Nur weil es die Formel so zeigt, ist es trotzdem noch lange nicht richtig.

Naja, das stimmt so auch nicht. Das Substrat der Glutamat-Ammonium-Ligase ist tatsächlich Ammoniak, aber den kriegt das Enzym quasi umsonst, weil das Cytosol, also das von der Zellmembran umgebene Zellplasma, einen alkalischen pH-Wert besitzt. Richtig ist aber, daß der Stickstoff von außerhalb entweder als Ammonium ins Zellinnere gelangt oder eben als Nitrat, das innerhalb der Zelle ebenfalls durch eine zweistufige Enzymreaktion zu Ammonium reduziert wird.


Viele Grüße
Robert
 
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