Aquatiler Reisender

makropod

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Hi..

Meine Zeit mit unserem Hobby ist eine lange.

Ich für mich habe mich irgendwann mehr und mehr in Richtung einer subtropisch-warmgemäßigten, technikarmen bis techniklosen Haltung hin orientiert. Eimer, Schalen, Bottiche, Tonnen, Sommerteiche und Dog Pools sind sommers meins.

Wenn man das Wort "Aquarium" als nassen Lebensraum begreift, dann ist es m.E. letztendlich ziemlich egal, aus welchem Material die wasserundurchlässige Grenzschicht des jeweiligen Behältnisses gemacht ist, solange diese nicht toxisch ist.

Bis in etwa die Zeit Hans Frey's hinein galt Belüftung und Filterung eher als etwas, das über einen techniklosen Ansatz hinaus Mehrbesatz ermöglicht.

Mit aufkommenden Starter Sets wurde signalisiert, dass Beleuchtung, Beheizung und Filterung grundnotwendig seien.

Wem diese Komponenten in Sets nicht genügten, wechselte einzelne gegen bessere aus. Das be- und verstärkte zugleich deren Grundnotwendigkeit.

Mein Ansatz bestreitet und widerlegt das grundlegend.

In den letzten Jahren hält mich auch die sog. Aquaristik der frühen Hobby-Zeit, in meinem Fall die von Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts wach und aufmerksam: Aussenbecken, Fensterbecken, Zimmerbecken, Lichthausbecken.

Zu einem der üblichen Wohnzimmer-Schaubecken habe ich es in 55+ Jahren Hobby andererseits nie wirklich gebracht.

Egal ob indoors oder outdoors: ich beobachte gerne und liebe eher die naturgewachsenen bis verkrauteten Wasserwelten, die meist auch lohnende Ein-Blicke von oben erlauben. Deren jeweilige Größe ist mir ziemlich egal.

Und ich vermisse auch das alte Usenet; war seitdem mal hier und mal dort, und bin nun genau hier(!) situiert.

P.:S.: Erkannte Nachlässigkeit nassen Tieren gegenüber kann mich gelegentlich ärgerlich machen..

So seid mir hier nun all' willkommen! :)
 

makropod

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here we go..

Ich habe mich nach und nach auf Pfleglinge ausgerichtet, die aus warmgemäßigt-subtropischen Ursprungsgebieten stammen, und so auch für die "Sommerfrische" geeignet sind, ja auf die Übersommerung überaus vital reagieren.

Ich versuche aquaristisch ohne Elektrizität auszukommen, was etwa Oxidatoren und/oder Carbonatoren nicht ausschliesst - ebenso wenig z.B. spiritusbeheizte Glasvitrinen im Rauminneren vor türhohen Fenstern oder draussen Gewächshausstrukturen.

An Wasser beschränke ich mich selbst auf aufbereitetes bzw. wiederbelebtes Regen- und Zisternen- und/oder zwischengelagertes Schmelzbachwasser. Meerwasser setze ich bei Bedarf nur mit aufbereitetem Regenwasser an. Meerwasser härte ich über Muschelgrus und sodagestreamtem Regenwasser auf.

to be continued..
 

makropod

Member
here we go..

Aquarienpflanzen, die am Fensterbrett ohne Kunstlicht im Winter u. U. dazu neigen zu schwächeln bzw. zurückzugehen, die halte ich winters in sog. Minigewächshäusern emers "über Wasser".


Meine "eiserne" Pflanzenreserve Süsswasser:

1. Bei Fensterbank-Anordnung bzw. fensterbanknahem Stellplatz:

1# Sagittaria subulata und/oder platyphylla
2# Elodea canadensis und/oder Egeria densa
3# Aponogeton dystachios
5# Juncus repens
6# Rorippa (Armoracia) aquatica
7# Ufermoos
8# Vallisneria spiralis
9# Wasserlinsen
10# Limnophila sessiliflora
11# Bacopa caroliniana
12# Rotalla rotundifolia
13# Kleiner Wasserfreund
14# Südamerikanischer Wassernabel
15# Bastardludwigie

2. Bei Aufstellung im Wohnraum:

# Javamoos
# Javafarn
# Anubiasse
# evtl. lichtanspruchslose Bucen

to be continued..
 
G

Gelöschtes Mitglied 23223

Guest
Sehr interessant!
Fensterbankaquaristik hab ich auch lange betrieben. Nur Garnelen und Schnecken, aber das immer recht problemlos.
Größere Gartenprojekte waren mir mangels Garten immer verwehrt.
Viel Spaß hier
 

moskal

Well-Known Member
Hallo Marco,

herzlich willkommen!

Ich glaube, wir haben ähnliche Interessen:
teich.21.07.04.3.jpg

Gruß
Helmut
 

makropod

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Hi..

Dankeschön fürs Feedback.

Exkurs ein:

Ich schreibe hier Dinge auf, die aus meiner Erfahrung wichtig für eine technikarme, nicht-elektrische Aquaristik scheinen, damit sie zugänglich und kompakt hinterlegt sind. Und als Einladung für eigene Ideen, für Austausch, Anregungen und Ergänzungen.

Wir werden absehbar zwischen mindestens 2 voneinander entfernten Orten pendeln, und oft monatelang nicht da sein. Noch sind wir nicht im Ruhestand.

Heterandria to Go:
Ich habe noch Zwergkärpflinge: ob die als Begleiter mit können, das bin ich grad noch am planen. Ein Trupp in einer Tüte mit wenig Wasser, oder ein Atmungsbeutel im Fluggepäck ginge sicher. Dann wohl eher auf der Basis einer Becken-Einrichtung mit Moos und anderen Aufsitzern auf Holz und/oder Stein plus flutende Bepflanzung, bei dünner Sandbodendeckschicht: Elassomas, Eurasische Killis, Annuale Süd-Südamerika-Killis, Medakas, Neocaridinas oder Zwerg-Zwergflusskrebse dürften ähnlich gut gehen.

Ich erinnere ein Falt-AQ aus einer alten DATZ oder Aquariummagazin, mit Acrylglas-Vorderseite und Rückseite sowie Folienseiten und -boden als selbsttragendes Reise-Aquarium, dazu schiebe ich Anpassungs-Versuche mit faltbaren Camping- Wasserkanistern als Ausgangspunkt einer technischen Umsetzung noch vor mir her. Da bräuchte es m.E. dann auch nur eine einzusetzende Frontscheibe.

Ziel ist natürlich am Einsatzort einzuschätzen, ob das mit Opercularis eventuell auch ginge; das wird sich erst vor Ort zeigen - dann natürlich nicht im Faltkanister.

@Helmut

Ja, ein feinsinnig geschaffener Lebensraum für Ocellatusse und -tussies, und ein echt fotogenes Exemplar.

Exkurs aus.

***

here we go..


Bei einer Beleuchtung von Aquarien nur mit Naturlicht gibt es einiges zu beachten.

Es kommt beim Aufstellort auf die Himmelsrichtung an - und es können drei Lichtzustände auftreten:

- zuviel Licht -> Beschattungsbedarf
- genug Licht -> Frohlocket
- zuwenig Licht -> Wuchspause, und schlimmstenfalls Absterben

Sonderfall Sommerlicher Wärmeschutz:
Wenn in der Hochsommerphase tagsüber oder bis in die Nacht hinein Rolläden herunter gelassen werden, so dass es putzduster wird. Das ist dann eine arge Zeit für naturbelichtete Becken.

Naturlichtbetrieb wirft zudem die Frage auf, wie gedüngt werden kann bzw. sollte:

Klassischer Düngebodenaufbau, und Wasserdüngung vs. Bodendüngungin in Naturlichtaquarien.
*
*
to be continued..
 
G

Gelöschtes Mitglied 23320

Guest
Hi Marco, ein Gedankenanstoß zum Reiseaquarium:

Ich bekam mal einen Trupp Oryzias (weiß nicht mehr welche Art) in schlechtem Zustand, so schlecht dass sie behandelt werden mussten. Natürlich einen Tag bevor eine zweiwöchige Reise anstand. Ich habe ein DKG-Becken (ca. 15l Acrylglas) und eine Luftpumpe sowie die Medis eingepackt - so ein Becken passt in jedes Handgepäck, mit Jeans o.ä. befüllt nimmt es auch keinen Platz weg, die Fische eingetütet und vor Ort fleißig therapiert.
Wenn ich mich recht erinnere, ist von einem Dutzend ein Fisch umgekippt, die anderen waren zu Hause dann putzmunter. Das Becken stand im Urlaub auf der Fensterbank im Bad, bis auf den Sprudelstein ohne Technik.
 

makropod

Member
here we go..

An der Wasseroberfläche technikloser Becken ist gelegentlich - insbesondere bei noch nicht eingefahrenen Becken ein ungeliebtes Phänomen zu beobachten, das der Kahmhautbildung, welche in der alten Aquaristik "Fettschicht" genannt wurde.

Einer Kahmhautbildung lässt sich etwa durch Glasabdeckung - und bei offenen Becken - auch durch eine kontinuierliche Abtropfung auf die Wasseroberfläche vorbeugen. Eine bereits ausgebildete Kahmhaut lässt sich mittels Küchenpapier entfernen.

Technikelose Becken können bei einer Verwendung von hellem Bodengrund schnell trist wirken.

Ein rötlicher Bodengrund im Aquarium kann etwa eine Art mediterranes Flair (Terracotta Effekt) schaffen, und so grüne Pflanzen gut heraus stellen.

to be continued..
 

makropod

Member
Hi..

here we go..

Bodengrund ist wohl stets ein Thema.

Grundsätzlich funktionieren sowohl reine Sand- als auch Kiesbecken. Ich bin aber schon eher ein "Sandmännchen".

Die frühe Aquaristik im Betrieb leitete sich zudem in Mitteleuropa vom Hausgartenbau und der frühen Glashaushaltung von z. B. Seerosen her ab.

In der älteren Aquaristik wurde also zumeist über den Bodengrund gedüngt. Bei Naturlicht ist Wasserdüngung zumindest in der Vegetationszeit ein zweischneidiges Schwert, weil auch die ungeliebten Grünalgen davon profitieren.

Eine mind. 5cm hohe Sandabdeckung über organischem wie anorganischem Nährgrund unterbindet weitestgehend den Sauerstoff-Eintrag in den Bodengrund und die Diffusion von Nährstoffen aus dem Unterboden in die Wasserphase hinein. Sumpfpflanzen lieben es allerdings nachweislich sehr, ihre Wurzeln mit traumwandlerischer Sicherheit in anaerobe Bodenzonen hinein zu bewegen. Eine auch stärkere Kiesdecke vermag übrigen eine Diffusion von O2 in den Unterboden nicht zu unterbinden.

Kurzlebigere Versorgungs-Ansätze, wie die von Walstad oder diversen Soil-Setups mit geplantem Nährstoff-Eintrag in die Wasserphase, bei eher überschaubarer Standzeiten stehen also Langzeitansätzen mit höherem Bodenaufbau und einer wirksameren O2-Diffusionsbremse bei deutlich länger moglichen Standzeiten gegenüber.

Um die Langzeitansätze über viele Jahre geht es mir.

Langeitbodenaufbauten sollten möglichst 3- 5 Jahre Nährstoffe liefern, eben solange, wie der Sandboden braucht, um eine stabile Sandlückenfauna aufzubauen und von oben nach unten her durchzumulmen, bei etwa 1-1,5 cm Mulmfortschritt pro Jahr. Dann kommen also auch wieder Nährstoffe aus der Wasserphase im Langzeitbetrieb-Unterboden an.

to be continued..
 
G

Gelöschtes Mitglied 23320

Guest
Hallo Marco, äußerst interessant!
Das Walstad-Buch kenne ich nicht, alles was ich über sie und ihren Ansatz weiß, kommt aus dem Netz.

Mein Eindruck ist allerdings, dass es bei der Methode durchaus um sehr lange Standzeiten geht.

Noch ein Einwand: eine, wie du es nennst, Durchmulmung des Sandbodens habe ich noch nie beobachtet. Auch nach vielen Jahren Standzeit nicht. Sehr wohl aber eine Diffusion aller möglichen (v.a. wahrscheinlich Sauerstoff) Dinge tief in den Boden hinein. Deshalb gammelt da auch nichts, egal wie dick die Mulmschicht oben ist.
 

makropod

Member
Hi Jan..

Bei 1cm Maulwurfserde ist die Abgabe von Boden-Nährstoffen über die dünne Kiesdeckschicht in die Wasserphase hinein zeitlich begrenzt. Volloxidierte Nährstoffe können sofort beginnen zu diffundieren, der aerob abbaupflichtige Anteil dann im Zuge der Abbauvorgänge in der Bodenzone.

Der Aufau der Sandlückenfauna ist schwierig zu beobachten.

Beobachten kann man aber, dass vorab durchgewaschener Sand, welcher längere Zeit im AQ war, beim durchbewegen oder auswaschen trübt bzw. mulmt.
 

makropod

Member
Nachtrag:

Wenn nun die Nährstoffabgabe aus dem "Boden-Depot" zeitlich begrenzt ist, der pflanzenwachstumsorientierte Betrieb aber fortgeführt werden soll, muss die Nährstoffzufuhr über eine Umsetzung von Nahrung in Nährstoffe in der Wasserphase und im Kieslückenraum erfolgen. Das geschieht bei D.W. über den Eintrag von Futter unter Hilfestellung von Abbau-Mittlern wie Fischen, Schnecken, Garnelen und Zwergflusskrebsen über Detrius. In stärker organisch geführten Becken ist das auch über den organischen Abbau von z B. Laubeintrag möglich. Das fehlte in meiner heute gesendeten Antwort.
 

makropod

Member
Hi..

here we go..

Die Standortwahl ist bei Naturlichtbecken eine Sache für sich, das kann man auch nur im Tun lernen.

Aquarien wurden vor der Zeit der Fensteraquarien lichtnah platziert und nach Bedarf zum Licht hin - bzw. vom Licht weg gewegt. Zu erwähnen wäre noch, dass diese Aufstellorte nicht etwa in knapp bemessenen Wohnräumen lagen, sondern in großzügig bemessenen Salons und Konservatorien - oder in Lichtanbauten.

In Wohnungen ist der eher feste Standort Fensterbrett oft Fluch und Segen zugleich, auf keinen Fall aber ein genereller Vorzugsstandort; das AQ stand in den räumlich vergleichsweise beengteren Wohnungen der nicht-adligen und nicht-gutbürgerlichen neueren Klientel ansonsten nicht etwa in den Verkehrswegen, sondern eher an belichteten Wänden.

In vielen Wohnungen ist auch heute noch der Standort Fensterbrett ein bauphysikalisch (wärmedämmtechnisch, winddrucktechnisch, sommerlicher Wärmeschutz) fragwürdiger Standort, oft zügiger, und vom Fenster wie Fensterbrett her ein eher winterkalter wie sonnenempfänglicher Standort, der winters eine stärkere Absenkung und insbesondere sommers eine größere Wärmeaufnahme erfährt.

An Nordfenstern ist eine algenarme, bepflanzte, eher kühlere Aquaristik gut möglich.

An Ostfenstern ist Morgensonne, die viele Zierfischarten sehr mögen, und auch zum Morgengrauen oder Sonnenaufgang hin ablaichen. Der Wassertemperaturverlauf gibt hier ggf. zeitweise Sonnenschutzmaßnahmen vor.

Die Westseite bietet Abendsonne - ansonsten dem Osten ähnliche Licht und Wärme-Angebote.

Süd-, SW- und SO-Lage erwarten zeitweise mehr Obacht bei der Licht- und Wärmeabwehr, bieten zugleich aber im den Raum hinein reichende lohnende Aufstell-Standorte in der 2. und 3. Licht-Reihe.

Im Raum nimmt der Außen-Temperatur- und Lichteifluss ab, ebenso wie sich daraus evtl. ergebende Spitzen. Aber auch winters, im zeitigen Frühjahr und im Herbst hat schräg einfallendes Licht eine beachtliche Wirkung.

Für Wohnräume bedeutet das in 2. oder 3. Reihe innenraumwärts weniger Licht und mehr Grundtemperatur, und damit gute Voraussetzungen für Wassermoose, Javafarn, Anubiasse und Bucen, während am Fenster bei mehr Licht auch andere immergrüne, subtropisch-warmgemäßigte Pflanzenarten gut gedeihen.

to be continued..
 
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