Hallo Olaf,
Acciola hat geschrieben:Du hast ja mal woanders sehr schön von The Crypts Pages zitiert:
Auf der Seite steht ein schöner Satz: "It's normal to feel quite uncomfortable when discussing taxonomy in Cryptocoryne." => "Es ist normal, sich ziemlich unwohl zu fühlen, wenn man die Taxonomie von Cryptocoryne diskutiert."
Bei Bucephalandra ist diese Gefühl für mich noch um ein Vielfaches stärker!
In beiden Fällen ist es erst mal die enorme Variabilität, wie man sie wohl bei Pflanzen aus unseren Breiten kaum kennt, und die das Klassifizieren so schwer macht. Aber bei Crypto und Buce ist die Geschichte sehr unterschiedlich verlaufen.
Früher hatte man oft versucht, Unterschiede bei
kultivierten Pflanzen mit wissenschaftl. Taxonomie zu fassen. Das hatte später zu vielen Synonymisierungen und dadurch zu viel Wirrwarr geführt (z.B. bei Echinodorus-"Arten"), weil oft die an wenigen kultivierten Pflanzen festgestellten "Art"grenzen sich nicht bei den viel variableren natürlichen Populationen ziehen lassen.
Seit den 90ern gibt es Bemühungen, klarer zu unterscheiden in:
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Taxonomie (engl.: Taxonomy, unterschiedene Einheit: Taxon, Mehrzahl: Taxa), die Klassifizierung und Benennung
wild vorkommender Pflanzen mit wissenschaftl. Namen, und
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Cultonomie (Cultonomy; Culton, Culta) für die Unterscheidung und Benennung
kultivierter Pflanzen mit nicht-wissenschaftlichen Namen (vor allem Sortennamen). Auch wenn die Pflanzen keine gezielten Züchtungen, sondern Auslesen aus natürlichen Vorkommen sind.
http://en.wikipedia.org/wiki/Cultivated_plant_taxonomyCryptocorynen sind ja schon seit vielen Jahrzehnten in Aquarienkultur, und in der ganzen Zeit wurden sie in erster Linie durch
Taxonomie unterschieden. Dabei wurde zum Glück nicht so viel Mist gebaut wie bei Echinodorus, und es geht um die natürlichen Vorkommen, so wie es sein sollte. Neuere, größere Aufsammlungen haben oft dazu geführt, dass sich früher gezogene Artgrenzen nicht halten lassen, bzw. zeigen häufiges Hybridisieren der Arten in der Natur. Das "to feel quite uncomfortable" hinsichtl. Cryptocorynen-Taxonomie kommt hier durch neue Erkenntnisse zustande - man hat es v.a. dort, wo man bisherige Arten (noch) gelten lässt (z.B. die aus der Sri Lanka-Gruppe - wendtii, beckettii usw.), die sich aber aufgrund von Übergangsformen tatsächl. schwer abgrenzen lassen.
Cultonomie dagegen hat bei Cryptos bisher keine große Rolle gespielt (wenn man nicht die Sammelnummern für die kultivierten Klone dazuzählt), aber ist wegen der starken Umweltabhängigkeit der Merkmale und der oft nur feinen Unterschiede auch eine schwierige Sache. Dadurch haben wir bei den Cryptos heute nur eine Handvoll Sorten- und Handelsnamen, aber viel mehr Varianten in Kultur ohne speziellen Namen (z.B. bei C. wendtii).
Bucephalandra dagegen ist erst vor ca. 10 Jahren im Hobby bekannt geworden, und noch davor wurden die meisten vorher (seit 19. Jahrhundert) beschriebenen Arten synonymisiert (Bogner & Hay 2000 => 2 Arten). Zwar klamüsern Boyce und andere die Bucen nach Blütenmerkmalen jetzt wieder auseinander (auf solider, wissenschaftl.-taxonomischer Grundlage), doch das wird wohl zu keiner sehr großen
Artenzahl führen.
Um der riesigen
Formenvielfalt der kultivierten Bucen (die von den Laien oft für
Artenvielfalt gehalten wird) beizukommen, ist
Cultonomie an und für sich das richtige Mittel. Aber was die Sammler und Händler in Asien machen, ist - ich nenn's mal - "wilde Cultonomie", die sich wenig um Klarheit schert.
Gruß
Heiko